Wie die Kinder die Sonne putzten
Es regnete. Es regnete schon den ganzen Tag. Es hatte auch schon gestern geregnet, auch schon an den Tagen davor. Es schien überhaupt nicht wieder aufzuhören. Die Kinder im Kindergarten wurden schon mürrisch. Sie konnten kaum raus! Dabei hatten sie schon jedes Spiel gespielt, gebaut, gemalt, gesungen und wieder gespielt, und sich verkleidet ... und wieder alles von vorne.
Zuerst machte es ihnen auch noch Spaß, in Gummistiefeln und Regenzeug durch die Pfützen zu waten und Papierschiffchen schwimmen zu lassen, aber jetzt machte es ihnen keinen Spaß mehr. "Wie kann der Regen endlich aufhören?", fragten sie Peter. ... und er erzählte:
"Damit die Sonne wieder scheint, müsste jemand die Sonne putzen, so richtig mit Eimer, Bürste und Wischlappen!" "Und wie sollen wir das schaffen?" fragten die Kinder.
"Am Ende der Welt gibt es einen Fahrstuhl, der führt direkt zu Sonne", war die Antwort.
Die Kinder ließen sich den Weg dorthin beschreiben, wollten dann aber doch nicht allein gehen. So versprach Peter, sie bis zum Ende der Welt zu begleiten. "Aber die Sonne müsst ihr selbst putzen", sagte er, "als Erwachsener darf ich nicht in den Fahrstuhl hinein".
So machten sie sich auf den Weg, gut eingepackt in Regenjacken, Regenhosen und Gummistiefel. Sie hatten mehrere Putzeimer dabei, Bürsten, Wischlappen und Spülmittel. Das sollte doch genügen!
Der Weg ans Ende der Welt war sehr weit. Unterwegs trafen sie viele missmutige Menschen, die alle mit raschen Schritten vor dem Regen flüchteten. Aber irgendwie machte es den Kindern Spaß und sie dachten daran, wie alle sich darüber freuen würden, wenn die Sonne wieder scheinen könnte.
Endlich hatten sie das Ende der Welt erreicht. Da war auch schon der Fahrstuhl, der sie zur Sonne bringen sollte. Aber an der Fahrstuhltür hing ein Schild. Peter musste es ihnen vorlesen:
Der Fahrstuhl ist defekt. Bitte benutzen Sie die Himmelstreppe!
Nina kam auch gleich angerannt: "Da hinten ist die Treppe, ich habe sie gefunden!" Alle Kinder folgten ihr. Am Treppenaufgang hing wieder ein Zettel und Peter wurde gerufen, der wieder vorlesen musste:
Bitte auf der Treppe bleiben und keinesfalls auf die Wolken springen!
Mit großem Schwung machten die Kinder sich an den Aufstieg. Soweit sie konnten, zählten sie die Treppenstufen mit.
... 99...hundert! Da wollten sie erst einmal eine Pause machen. Sie setzten sich auf die Stufen und aßen die mitgebrachten Brote. Marius war zuerst fertig, wie eigentlich immer. Auch im Kindergarten war er immer so schnell fertig, dass die anderen Kinder fast noch nicht richtig angefangen hatten, wenn er schon vom Tisch aufstehen wollte. Auch hier stand der zuerst auf und kletterte am Treppengeländer herum. Dann beugte er sich weit hinüber und sah den Wolken nach, die vorbeisegelten. "Sieht doch eigentlich sehr gemütlich aus, dachte er sich, "fast wie ein weiches Federbett!"
Und da kletterte er auch schon ganz über das Geländer und sprang in die Wolke. Wie weich die sich anfühlte, genau so weich wie die Betten zuhaus, wenn sie Sonntags immer lange schliefen und danach noch eine Kissenschlacht machten. Die anderen Kinder hatten ganz erschrocken zugesehen, wie er in die Wolke gesprungen war. Das ist doch verboten! ... aber gefährlich schien es nicht zu sein! Erst riefen sie ihn und wollten ihn zurückholen. Sie fassten ihn bei der Hand und zogen, doch der Wind wurde stärker und wollte die Wolke fortblasen. Sie konnten ihn nicht mehr halten, so sehr sie es auch versuchten. ... und weil sie ihn nicht allein lassen wollten, sprangen sie hinterher und fanden sich alle auf der Wolke wieder, wie auf einem riesigen Kuschelkissen! Sie tobten herum, bewarfen sich gegenseitig mit Wolkenwatte und waren sehr ausgelassen. Dann sahen sie hinunter, sahen wie sie über die Landschaft hinwegflogen und sahen die vielen Menschen, die sich durch das nasse Regenwetter kämpften. "Oh nein," sagte Nina, "eigentlich wollten wir doch die Sonne putzen, damit der Regen endlich aufhört!"
Sie sahen von oben, dass der Regen unten wohl noch heftiger geworden war. Einige Gebiete, die sie gerade überflogen, waren schon überschwemmt. Die Menschen dort waren nicht mehr mit Autos oder zu Fuß unterwegs, sondern mit bunten Schlauchbooten.
Die Wolke flog weiter über die Landschaft dahin und alles sah aus wie eine Spielzeuglandschaft: kleine Häuser, kleine Bäume und kleine Menschen. Schön, dass es oben am Himmel nicht regnete! Die Wolke war immer noch kuschlig weich wie eine Bettdecke!
Wie sie so eine ganze Zeit unterwegs gewesen waren, trieb die Wolke in einen Wolkenhafen.
Marius war wieder der erste, der sich fasste. Schnell kletterte er die Leiter hinauf, kein Wunder, war er doch schon oft mit seinem Vater auf einem Boot gesegelt und musste in manchen Häfen auch die höchsten Leitern hinaufklettern. Oben angekommen, rief er die anderen Kinder: " Kommt schnell, hier ist eine Wiese und ein Haus, lasst uns nachsehen, wer da wohnt!"
Die anderen Kinder kamen nach und nach. Einige hatten etwas Angst und keine Lust, die schöne weiche Wolke zu verlassen, doch endlich standen alle oben und blickten auf die schöne grüne Wiese mit dem kleinen Haus. Das sah richtig einladend und gemütlich aus! "Gehen wir hin!" Nina war die erste, die sich in Bewegung setzte. Die anderen Kinder folgten ihr. Als sie die Wiese schon beinahe überquert hatten, konnten sie das Haus gut sehen. Es war umgeben von einem schönen Garten mit vielen Blumen. Nur - ein Gartenarbeiter schien hier nicht zu wohnen. Alles wuchs wild durcheinander. Der Rasen direkt vor dem Haus war lange nicht gemäht worden. Inzwischen war er so hoch, dass wohl jeder Rasenmäher sich daran die Zähne ausgebissen hätte. Als sie etwas dich an das geöffnet Fenster herankamen, wurde das schreckliche Geräusch lauter, das sie schon seit Betreten der Wiese wahrgenommen hatten. Es schien sie zu verfolgen mit seinen durchdringenden Lauten. War das als Warnung zu verstehen? Sollten sie lieber umdrehen und ganz schnell wieder sehen, wie sie nach hause kommen sollen?
Ihre Neugierde war doch stärker. "Wir schleichen uns mal kurz in das Haus hinein", flüsterte Sebastian, und er versuchte, bestimmt und mutig zu klingen, "ich möchte doch gern wissen, wer hier wohnt." Ganz vorsichtig, so wie beim Anschleichen beim Versteckspiel bewegte sie sich um die Hausecke zur Eingangstür. Sie vermuteten jeden Moment die ärgerliche Frage des Hausbesitzers: "Was macht Ihr denn hier?" Aber noch passierte nichts dergleichen. Schon standen sie vor der Haustür und Nico, einer von den älteren der Kindergruppe, drückte vorsichtig die Klinke herunter, um die Tür zu öffnen. Etwas schwer zwar, aber immerhin, sie ließ sich öffnen. Wieder stach das drohende Geräusch in ihre Ohren. Nina wollte nun doch schnell wieder raus aus dem Haus, aber Julian fasste sie an der Hand und flüsterte: "Sieh mal den roten Mantel und die Stiefel!" An der Garderobe hing ein alter roter Mantel, der ihnen sehr bekannt vorkam. ... auch die Stiefel hatten sie schon mal gesehen! Links um die Ecke ging es zu einem Zimmer, dessen Tür halb geöffnet war. In dem Zimmer lagen viele Spielsachen, fertige und noch nicht fertige, eingepackte und Pakete, die nur halb eingewickelt waren. "Merkwürdig", flüsterte Susanne, "wo sind wir hier nur gelandet?"
Dann wandten sie sich um und entdeckten ein weiteres Zimmer. Auch hier war die Tür halb geöffnet. Sie gab den Blick frei auf ein Bett, in dem ein alter Mann mit weißem Bart lag. ... auch der kam den Kindern sehr bekannt vor. "Das ist ja ... das ist ja der Weihnachtsmann", flüsterte Maxi, "seht doch einmal, was der für einen komischen Wecker hat!" Und sie nahm den Wecker in die Hand, der auf dem Nachttisch stand, ganz, ganz vorsichtig.
Der Wecker zeigte keine Zahlen wie die Wecker, die die Kinder von ihren Eltern kannten, sondern war mit verschiedenen Worten versehen, die sie mühselig entzifferten. Januar, Februar, März und die anderen Monate konnten sie dort lesen und der Zeiger stand auf Juni, das war auch der Monat, der jetzt auf der Erde unten gültig war. Das wussten sie genau, hatten sie doch im Kindergarten ein Kalenderblatt zum Juni bemalt: ein Haus, ein Baum, eine strahlende Sonne. Wie hatten sie sich schon darüber geärgert, dass das Wetter so ganz und gar nicht wie auf dem Kalenderblatt war und es nur regnete.
"Ich glaube, wir gehen lieber", flüsterte Maxi und stellte den Wecker vorsichtig wieder auf den Nachttisch. Dabei verstellten sich die Zeiger ein wenig, aber das bemerkten die Kinder nicht. Der Zeiger bewegte sich so weit, dass er beinahe auf den November zeigte.
Ganz leise schlichen die Kinder aus dem Haus. Sie bemühten sich, kein Geräusch zu machen. Sie wollten doch nicht den Weihnachtsmann wecken!
Über die Wiese ging es dann im Sauseschritt hinunter zum Wolkenhafen. Ob die schöne weiße Wolke noch auf sie wartete?
Nein, diese Wolke war nicht mehr da! Stattdessen war da nur eine schmutzig grau-schwarze Regenwolke, so eine Wolke, wie sie nun schon so oft über die Welt geflogen war und alles nassgeregnet hatte. Die Kinder taten es nicht gern, aber sie hatten keine andere Wahl. Sie kletterten die Leiter hinunter und setzten sich auf die Wolke, die ganz nass war, aber stehen konnten sie nicht, denn kaum war das letzte Kind hinuntergeklettert, setzte sich die Wolke, von einem heftigen Wind getrieben in Bewegung und flog nur so aus dem Hafen und über die Landschaft hinweg. Bald kamen sie ans Ende der Welt und sahen die Himmelstreppe, doch die Wolke flog immer weiter. Dabei regnete sie immer wieder dicke Tropen auf Wiesen und Felder, auf Häuser und Menschen, auf alles, was unten war. Und immer, wenn die Wolke wieder geregnet hatte, flog sie etwas tiefer - und das war ein Glück, denn schließlich landete sie, als sie nur noch ganz klein war und setzte die Kinder vorsichtig auf den Boden. "Ist doch nicht so schlecht, diese Wolke," rief Julian und befühlte seine Hose, die ganz nass geworden war.
Die Kinder hatten es nicht mehr weit zum Kindergarten. Sie wurden bald von ihren Eltern abgeholt und mussten sich erstmal trockene Anziehsachen anziehen, sonst wären sie wohl krank geworden.
Am nächsten Tag trafen sie sich alle wieder. Da es immer noch regnete, und das wohl noch heftiger als sonst, wagten sie einen neuen Versuch. Sie gingen wieder ans Ende der Welt, um die Sonne zu putzen. Diesmal war der Fahrstuhl in Ordnung und sie erreichten ihr Ziel. Sie schruppten die Sonne, wie sie wohl noch nie geschruppt worden war. Sie begann auch gleich wieder zu strahlen und zu scheinen, und schon im Fahrstuhl mussten die Kinder die Regenjacken ausziehen, so warm wurde es.
Nun wurde es vergnüglich im Kindergarten. Sie spielten jeden Tag im Garten, konnten das Schwimmbecken aufbauen und machten oft Ausflüge.
Der Mann im Radio kannte sich nicht aus, der sprach immer wieder von einem stabilen Hoch über Russland und von einer Hochdruck Wetterlage.
Die Kinder wussten natürlich, wie es wirklich war!
Der Weihnachtsmann schlief weiter oben im Himmel. Das konnte er doch eigentlich auch tun, denn es war ja noch viel Zeit bis Weihnachten, doch dann, an diesem wunderschönen warmen Julitag klingelte der Wecker. Der Weihnachtsmann schüttelte ihn ungläubig. Konnte das sein??? Die schöne Schlafenszeit schon vorbei??? Eindeutig! Der Wecker zeigte auf Dezember - und nun wurde es Zeit!!! Er hatte noch so viel zu tun! Es waren noch Geschenke fertigzumachen, Geschenke einzupacken, Knopf am Mantel annähen ... und die Deichsel vom Weihnachtsmannschlitten musste auch noch repariert werden. Wie sollte er da noch Zeit finden, den Rasen zu mähen? Die Rentiere waren auch noch nicht auf Weihnachten eingestellt. Als der Weihnachtsmann sie mit der silbernen Pfeife rief, dauerte es lange, bis sie angetrabt kamen. "Ihr seht genau so müde aus, wie ich mich fühle", murmelte der Weihnachtsmann, als er die Rentiere mit der Bürste bearbeitete.
Dann machte er sich daran, die letzten Geschenke fertig zu machen, schließlich packte er alles ein. Der Wecker zeigte schon fast auf Weihnachten. Nun wurde es Zeit - Halt!!! Er hatte vergessen, die Deichsel zu reparieren. Er kam ganz schön ins Schwitzen, als er sich Holz und Werkzeug aus seiner Werkstatt holte. Da zog er seinen roten Mantel wieder aus. Die Deichsel war so kaputt, dass er eigentlich eine neue bauen musste, aber dafür reichte die Zeit nicht.
Endlich war alles in Ordnung, oder? Der Schlitten war beladen, die Deichsel repariert - oh, den fehlenden Knopf hatte er fast vergessen. Also noch einmal vom Schlitten steigen, ins Haus gehen und den Knopf annähen. Der Weihnachtsmann wunderte sich, dass er so sehr schwitzte. Da konnte er doch wohl fast ohne Mantel fahren? Aber nein, so etwas geht doch nicht, wie sollte ihn die Kinder dann erkennen?
Nun ging es endlich los. Er hatte zwar nicht mehr geschafft, den Rasen zu mähen und sein Mittagessen war auch sehr sparsam ausgefallen - aus Zeitgründen. Er trieb die Rentiere zu großer Eile an. Sie sausten nur so durch die Lüfte und so landeten sie bald unten auf der Erde. Doch anstatt sanft auf die Erde niederzugleiten, setzte der Schlitten hart auf der Straße auf. Der Weihnachtsmann wischte sich den Schweiß mit dem Ärmel von der Stirn. Die Straße war auch nicht leer wie im Winter, sondern viele Autofahrer waren unterwegs, die meisten auf den Weg zur Arbeit. Der Schlitten rumpelte über die Straße, die Rentiere hatten große Mühe, ihn zu ziehen. Doch ihr Bemühen war vergebens. Sie kamen nur sehr langsam voran - und manchmal blieben sie ganz stehen und kamen nur schwer wieder in gang. Die Autofahrer hupten, manche zeigten Faust. Einige öffneten die Autofenster und schimpften "Du blöder Weihnachtsmann, sieh zu, dass Du von der Straße kommst!"
Der Weihnachtsmann wurde traurig. Was war nur passiert? Sonst freuten sich doch die Menschen immer, wenn er auf die Erde kam! Bald darauf hörte er die Sirene eines Polizeiwagens und er war beruhigt. Die Polizei würde ihm bestimmt helfen. Die Rentiere scheuten, als der Polizeiwagen mit der lauten Sirene dich neben dem Weihnachtsmannschlitten hielt. Der Weihnachtsmann hatte mühe, sie zu beruhigen. Der Polizist würde ihm schon helfen... doch das tat der nicht! Wütend kam er aus dem Auto gesprungen und brüllte: "Na, reif für die Klappsmühle? Weihnachtsmann im Sommer - Sie spinnen wohl!" Der Weihnachtsmann verstand überhaupt nichts.
Der Polizist holte einen Schreibblock und schrieb verschiedenes auf. Dann wollte er den Führerschein des Weihnachtsmannes sehen, so ein Quatsch. Als der Weihnachtsmann den nicht vorzeigen konnte, wurde der Polizist noch wütender. Mit seinem Funkgerät rief er einen Abschleppwagen, der den Schlitten zur Wache bringen sollte. Der Weihnachtsmann musste in den Polizeiwagen einsteigen und wurde zur Wache gebracht. Dort sperrten sie ihn in eine Zelle. Traurig saß er auf einem Stuhl am Fenster und blickte hinaus. Durch die Gitterstäbe konnte er seinen Schlitten sehen, der auf dem Parkplatz vor dem Polizeirevier stand. Er sah auch viele Menschen, die vorbeigingen - aber keine einziger sah nach Winter oder Weihnachten aus! Alle trugen kurze Hosen, manche Frau ein schönes Sommerkleid - und viele hatten große Taschen mit Decken und Schwimmsachen dabei und freuten sich auf einen Besuch im Schwimmbad. Der Weihnachtsmann verstand bald gar nichts mehr.
Die Kinder waren auch auf dem Weg ins Schwimmbad. Darauf freuten sie ich ganz besonders. Sie hatten Bälle dabei, Decken, Schwimmringe und Badezeug. Und das beste: Sie hatten eine ganze Menge zum Essen dabei. Sie wollten nicht im Kindergarten zu Mittag essen, sondern auf der großen Wiese im Schwimmbad ein Picknick machen. ... aber erstmal hinkommen zum Schwimmbad.
Gerade bogen sie um die Ecke am Polizeirevier, da rief Nina: "Was ist denn das, da steht ja der Schlitten vom Weihnachtsmann - und die Rentiere sind auch noch angespannt!" Schnell liefen die Kinder auf den Parkplatz und sahen sich den Schlitten an "Stimmt", sagte Marius, "das ist der Schlitten des Weihnachtsmannes, und wo ist der Weihnachtsmann selbst?"
Nina hatte sich inzwischen umgesehen und hatte den Weihnachtsmann entdeckt, der am Fenster der Zelle stand und winkte. Die Kinder liefen alle zum Fenster hin und der Weihnachtsmann erzählt ihnen, was er schreckliches erlebt hatte. Die Kinder hörten leise zu ... und dann fiel ihnen die Geschichte mit dem Wolkenhafen, dem kleinen Haus und dem Wecker wieder ein.
Dem Weihnachtsmann musste geholfen werden! Julian holte die Rentiere und spannte sie vorher vom Schlitten ab. Dann banden die Kinder das Zaumzeug an den Gitterstäben fest. Nico rief "ho - ho" und zog die Rentiere nach vorn, so dass sie mit aller Kraft zogen. Das Fenster sprang auf und der Weihnachtsmann konnte zuerst auf den Stuhl und dann hinausklettern. Schnell spannte er die Rentiere wieder an den Schlitten und wollte davonfliegen.
"Warte," bat Maxi, "ich muss dir noch etwas sagen". Und sie erzählte dem Weihnachtsmann vom Regen, von der Wolke, vom Wolkenhafen, vom Besuch im Haus und davon, dass sie sich den Wecker angesehen hatte.
Der Weihnachtsmann sah sehr nachdenklich aus und die Kinder dachten, er wäre ärgerlich, aber dann sagte er: "Der Wecker ist schon alt, ich wollte mir schon lange einen neuen kaufen. Ich habe von eurem Besuch nichts bemerkt. Naja, dann kann ich ja wieder zurück in mein kleines Haus und noch etwas schlafen. So wie ich es sehe, ist es noch lange hin bis Weihnachten!"
Der Weihnachtsmann setzte sich auf den Schlitten und die Rentiere zogen ihn gleich hoch in die Luft. Über die Strasse wollten sie nicht wieder rumpeln. Sie flogen noch eine Ehrenrunde über dem Polizeirevier, der Weihnachtsmann winkte und die Kinder winkten zurück. Dann entfernte sich der Schlitten rasch und war bald darauf nicht mehr zu sehen.
Genau rechtzeitig, denn Polizisten kamen in die Zelle gelaufen und wollten den Weihnachtsmann abholen, aber der war ja nun nicht mehr da. Die Polizisten sahen das offene Fenster und entdeckten, dass der Schlitten nicht mehr auf dem Parkplatz stand.
"Dann war es wohl doch der richtige Weihnachtsmann", sagten sie, "denn wer kann schon ohne Werkzeug das Fenster und die Gitterstäbe öffnen".
Die Kinder sagten nichts dazu, sondern gingen wie geplant ins Schwimmbad. Lange sprachen sie noch über das Abenteuer, so dass sie kaum im Wasser waren.
Als es dann erst Herbst wurde und dann schließlich richtig Weihnachten, hatten sie doch ein komisches Gefühl. Würde der Weihnachtsmann kommen?
Natürlich, er kam wie in jedem Jahr. Doch eines war schon anders, jedes der Kinder bekam einen Wecker geschenkt und vorne auf den Weckern war ein Bild vom Weihnachtsmann.
© Anne-Mette Gerdsen 2005-2020